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Eine ungewöhnliche Erfahrung
Fauxpas beim Lehrer Gespräch
... als besondere Erfahrung
Vor vielen vielen Jahren, meine Jüngste war damals noch in der Orientierungsstufe, hatte ich mal wieder ein Gespräch mit einem ihrer Lehrer.
Eigentlich war es nix Dringliches. Die Zeiten der schulischen Dringlichkeiten waren entweder grad am Pausieren oder noch nicht erneut im Anmarsch.
Nie wirklich nie hatte ich jemals einen Termin für ein Elterngespräch verpasst. Denn diese Gespräche waren mir sehr wichtig, um nicht zu sagen heilig.
Diesmal entwickelte es sich anders. Gaaanz anders...
Aus irgendeinem Anlass, dessen Grund mir jetzt entfallen ist, hatte ich ein paar Gläser Rotwein intus, als mich meine Tochter erinnerte..
Mom, nicht vergessen, du hast auch nachher einen Termin mit Herrn Müller!'
Puuuhhh. Das ist ja n Ding. Einen Termin mit dem Französisch Lehrer Müller und ich bin besoffen. Puuuhhh. Peinlich peinlich.
Dies war tatsächlich das erste und einzige Mal, dass ich ein Lehrergespräch vergessen hätte und gleichzeitig auch noch alkoholisiert war.
Zwar bemerkt man mir das Betrunken-sein kaum an der Sprache, aber das Gleichgewicht ist bei mir sehr flott hinüber.
Der Franz Lehrer Müller war ein ganz Netter. Und er mochte meine Tochter. Zu erwarten gab's eigentlich nur einen Austausch von Nettigkeiten und guten
Wünschen. Trotzdem Absagen und dass so kurzfristig, Nein, das war absolut nicht mein Art. Da muss ich irgendwie durch.
Nachdem ich das Elternsprechzimmer erfolgreich aufrecht betreten, den Lehrer freundlich begrüßt hatte - ich glaub sogar per Händeschütteln - und schon
den leeren Stuhl im Doppelvisier beäugend, der mir gleich angeboten werden würde, entschied ich mich, in wenigen langen zielorientierten Schritten direkt
auf den Stuhl zuzugehen. Gedanklich war ich schon fast am Hechten.
Vor dem Stuhl gefühlt angekommen, war ich schon mal sichtlich erleichtert, bis hierher nicht gestolpert oder getorkelt zu sein. An Umdrehen, zum Schauen
ob ich die rechte Position vor dem Stuhle inne hatte, war nicht zu denken. Denn nur eine Sechzehnteldrehung hätte mich direkt aus den Latschen kippen
lassen.
Höflich bedankend für das Stuhlangebot, gleichzeitig in fokussiertem Blickkontakt mit dem Lehrer verweilend, denn das schützt vor Taumelei in solch einem
Zustand, beugte ich meinen Oberkörper recht flott nach vorne und mein Sitzteil nach hinten, um so schnell wie möglich festen stabilen Untergrund unter
meinem Po fühlen zu können.
Nun entschleunigte ich meine Bewegungs Geschwindigkeit in Richtung Stuhlsitzfläche ein wenig.
Sachte sachte. Kaum wahrnehmbar, luftanhaltend, erhoffte ich mir sehnlichst, bald mit meinem Gesäß sicher auf dem Stuhl angekommen zu sein.
Plötzlich der erste Stuhlkontakt. Puuuhhh. Leider nicht wie erwartet und noch weniger, wie erhofft.
Der Stuhl stand zu weit rechts. Ich setzte mich sozusagen auf das linke Viertel des Stuhls. Unschwer zu erraten, konnte ich auf dem viertel Stuhl nicht
ordentlich das Gleichgewicht halten und schmiss mit Gepoltere neben dem Stuhl seitlich auf den Fussboden.
MikroMoment der Stille.
Der Lehrer, trotz der zum Kreischen abgehenden Sketch Veranstaltung, gab sich gefasst und höflich, als wäre es das Normalste der Welt, dass sich eine
Mutter beim Lehrergespräch neben dem Stuhl am Fussboden abrollt. Er sagte auch irgendwas Nettes, was eigentlich gar nicht mehr zu meinen Ohren drang, denn
mein Reptilienhirn war jetzt dermaßen überfordert, mit der Situation angemessen umzugehen .
Behände, wie ich damals als Yogalehrerin und Absolventin einer Ju-Jutsu Fallschule trotz Alkohols war, kam ich relativ flott und geschmeidig mit Hilfe des
Stuhls als Stütze dann doch noch nach oben mittig zum Sitzen.
Natürlich musste ich während des folgenden Gesprächs immer wieder grinsen. Denn in der Rückschau, sogar kurz danach, ist es für einen selber um sooo
vieles lustiger als Währenddessen. Noch heute muss ich Grinsen, wenn ich an den Vorfall denke.
Gerade Fehler oder Fauxpasse sind im Nachhinein sooo wertvoll und genussvoll für unser Gemüt. Findest Du nicht auch?
Danke für die Erfahrung
Karin