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Single Sein - anderer Blickwinkel

Wieso gibt es heute so viele Singles wie noch nie?

Ganz einfach! Weil es heute möglich ist!

Vor allen Dingen deswegen, weil es heute im Westen und zum Teil auch weltweit, für viele Frauen möglich ist allein leben zu können und zu dürfen.

Noch vor ca hundert Jahren war es so gut wie unmöglich für eine alleinstehende Frau in der westlichen Gesellschaft existieren zu können. Und woanders war es oft noch schwieriger. Die Frau von einst war nichts, bekam nichts, durfte meist keine Ausbildung machen und hatte keine Rechte. Noch im 19. Jahrhundert wurden starke, intelligente und mutige Frauen als Hexen verbrannt.

Außer frau war finanziell sehr gut situiert und vermögend und hatte familiär wohlwollende Gönner. Dies war jedoch eher die Ausnahme. Die Gesetze wurden von Männern gemacht, was dazu führte, dass das ganze Erbe an den erstgeborenen Sohn überging. Die Tochter des Hause bekam lediglich einn kleinen Obolus als Mitgift. Also ohne Heirat wäre eine Frau völlig mittellos geworden.

Meine LieblingsTante, 1921 geboren, obwohl hochintelligent, durfte sie keine Ausbildung machen, heiratete 1943, mit dem Fokus aus dem elterlichen Anwesen, das von ihrem sexuell übergriffigen und gewalttätigen Vater regiert und dominiert wurde, heraus zu kommen. Die Überschreibung des mütterlichen Anwesens auf ihren Namen war ein Krampf und Kampf, danach ließ sie sich scheiden, nahm ihren Geburtsnamen wieder an und es begann ein für sie freies und selbstbestimmtes Leben ohne Peiniger.

Zu dieser Zeit gab es kaum eine Frau, die ihren Ehemann verlassen hätte. Damals glich die Scheidung, initiiert durch eine Frau, einem Sprung ins offene Messer. Lieber nahmen Frauen Missachtung, Demütigung und Gewalt in Kauf, als dass sie sich gesellschaftlichem Stigma unterzogen hätten. Natürlich gab es auch harmonischere Beziehungen. Der Mehrheit könnten sie weniger entsprochen haben.

Meine geliebte Tante war nicht nur eloquent, anmutig und stets galant gekleidet, sie war auch überaus mutig, hatte eine gute Bestimmerkraft und sie scheute sich vor nichts und niemanden.

Frauen, die solch krassen Kindheits Traumata überlebt haben, sind in der Regel sehr stark.

Trotzdem meine geliebte Tante als Frau ein relativ hartes Leben hatte, war sie stets überaus großzügig, vertrauensvoll und guter Dinge. Sie war in der damaligen Zeit sozusagen AlleinUnternehmerin, anfangs hatte sie eine kleine Hühnerfarm, produzierte und vermarkte zudem noch weitere Gartenprodukte, später hatte sie 'nur noch' eine Kirschenplantage, managte alles alleine und ging nebenbei noch jobben in einem männerdominierten Metier.

Anfang der siebziger Jahre ließ sich meine Mutter scheiden, was damals immer noch gesellschaftlich ziemlich verwerflich war. Auch damals gab's in meinem Umfeld keine geschiedenen Eltern. Ohne starkem Selbstbewusstsein, Mut und einer ausgeprägten Durchsetzungskraft wäre das nicht möglich gewesen.

Früher blieben Ehepaare grundlegend nicht aus Liebe und Zuneigung zusammen, sondern weil eine Frau ohne Ehemann in der Gesellschaft mittellos und wertlos gewesen wäre und auch nichts Gewinnbringendes hätte verrichten können. Universitäten waren noch vor gut hundert Jahren vielerorts für Frauen verboten. Liebesehen gab es im Mittelalter so gut wie keine.

Heute als Frau - ob mit Kind oder ohne - allein leben zu können, ist ein hohes Gut und ein Privileg, das wertgeschätzt und gefeiert werden sollte, anstatt beklagt oder bedauert.

Heute haben wir eine einzigartige Zeitqualität, wo sich Mann UND Frau selbstbestimmt und freiheitlich entscheiden können, ob, wann und wie sie zusammen sein wollen. Dieses Privilegium gab es noch nie in einem Patriarchat.

Heute können wir uns, Männer und Frauen, vielerorts auf gleichwertiger Ebene begegnen und im Sinne der Liebe entscheiden.

Es lebe die Liebe zwischen Frauen und Männern.

Eure Karin